Stefan Blessin – Jahrgang 1943 – ist Professor für deutsche Sprache und Literatur an der
Universität Hamburg. Er hat Bücher über Goethe und Horst Janssen sowie philosophische Essays
verfasst.
Im Laufe seines Lebens hat Stefan Blessin auf den Gebieten der Literatur, der Bildenden Kunst
und – in den letzen Jahren – auf dem der Philosophie gearbeitet.
Seine universitäre Laufbahn ist mit der Erforschung von Goethes Romanwerk verbunden. Die vier Goethe-Romane sind das bedeutendste Prosawerk in deutscher Sprache und – wie zu zeigen war – bilden sie auch untereinander einen Zusammenhang, der eine Zeitenwende aus den verschiedensten Perspektiven erhellt.
Thema ist die Achsenzeit im Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft. Das Erbe,
das einer älteren Zeit Kontinuität verbürgte und die Hierarchie der Stände auf Dauer stellte,
weicht der Fähigkeit zu zyklischer Erneuerung in einer modernen Gesellschaft.
Die Lehrjahre – der erste Meister-Roman – oszillieren zwischen Kunst und einer
Gesellschaft, die es letztendlich gut meint mit dem ins Leben aufbrechenden und allenthalben in
die Irre geführten Jungbürger. Der zweite Roman des Wilhelm Meister – die
Wanderjahre – sind der Arbeit gewidmet: dem Erlernen eines Berufs und der Entfaltung und
Steigerung der den Fortschritt treibenden Produktivkräfte. Der Blick geht über
„Fabrikwesen“ und Arbeitslosigkeit hinaus auf die binnenländische und überseeische
Landnahme.
Die Gegenstimmen zu den beiden Meister-Romanen bilden Werther und Die Wahlverwandtschaften: die individuelle Rebellion und der Rückzug aus der Gesellschaft, um in der Ehe nur noch „sich selbst zu leben“. Die vier Romane konfigurieren über Kreuz. Das Besondere ist, dass jede dieser Welten – einschließlich der Exzesse – zu ihrer vollen Entfaltung gelangt. Als inverse Spiegelungen schließen sie sich ebenso ein wie aus. Denn die modernen Gesellschaften erneuern sich gerade darüber, dass sie verwinden, was mit ihnen unvereinbar ist.
Zur Universität im engeren Sinne wurden für den Autor die fast zwanzig Jahre in freundschaftlicher Nähe zu Horst Janssen – dem Zeichner und nicht minder bedeutenden Schreiber. Janssen setzt die Werther-Rebellion fort, die sich bis heute nicht abgenutzt hat. Als „der junge Ver-Werther“ führt Janssen die zum Leerlauf gewordene Revolutionsattitüde auf das zurück, was sie einmal war: der Protest besonderer Einzelner, in denen das Abendland über sich hinausgewachsen ist.
Das Alter sei – in Erweiterung ihrer Grundlagen – der philosophischen Reflexion gewidmet.
108 Seiten, Broschur,
Format 14,0 x 22,5cm,
ISBN: 978-3-8260-7643-5
Auf die Richtung, auf die Perspektive kommt es an und darauf, dass ein Schwerezentrum die
Ausrichtung solange hält, bis diese, in die Gegenrichtung
umspringend, die Gewichte neu
verteilt.
Umverteilung ist das Thema. Denn selbst das Licht hat nicht nur eine
Ausbreitungsgeschwindigkeit. Als Welle teilt es sich in
lauter Wellen unterschiedlicher Länge, deren jede ein besonderes Universum hervorbringt, eine
Welt aus Tönen, eine Welt
aus Farben, eine Welt im Infrarot und Ultraviolett, für Wärmestrahlung und für eine unserem
Sehsinn unzugängliche Welt.
Licht ist mehr als ein Entfernungsmesser, mehr als ein Maß für
die Raumkrümmung - es ist als ein Kompendium wie dafür
geschaffen, das Universum in jeder Hinsicht nicht nur auszulesen, sondern es jedesmal wieder und
anders vergegenwärtigt
zu finden.
Tritt es doch in so viele Welten auseinander, wie es Leben gibt,
deren jedes sich ebenso als Nabel der Welt weiß, wie es sich seinerseits — um zu überleben — die
Welt anmaßt.
Die Umkehrung vollzieht sich im Lichte eines Universums,
das seine Zukunft wie in den Schwarzen Löchern nicht schon
hinter sich, sondern erst noch vor sich hat.
Erschienen 2022 bei
Königshausen & Neumann
www.koenigshausen-neumann.de
132 Seiten, Broschur,
Format 14,0 x 22,5cm,
ISBN: 978-3-8260-7405-9
Welche Möglichkeiten gibt es, Leben im Kontext des Universums so auszulegen, dass sich mit ihm
die Richtung ändert, die es einschlägt?
Alle Voraussagen vom Ende unserer Welt — auch die Entropie — haben ihre Ursache darin, dass ein
systematischer Zusammenhang zwischen Anfang und Ende vorausgesetzt wird. Auch die Suche nach
Dunkler Materie und Energie ist davon getrieben, dass alles wie in einem System miteinander
zusammenhängt, das sich wie auch immer ins Gleiche setzen und als Gleichung
ausrechnen lässt.
Es ist die unendliche Teilbarkeit des Raumes, die uns das verheißt. Mit der Evolution von Leben
und einer Intensivierung der Zeit unterläuft das Universum gleichsam das vom Raum dominierte
zyklische Weltbild, als das es angetreten ist. Die Auftrennung von Raum und Zeit setzt eine
Dialektik inverser Spiegelungen frei, die das Kräftequartett erst richtig zur Entfaltung bringt.
Erschienen 2021 bei
Königshausen & Neumann
www.koenigshausen-neumann.de
100 Seiten, Broschur,
Format 14,0 x 22,5cm,
ISBN: 978-3-8260-7145-4
Globalisierung und ihre Folgen sollten auch für die Wissenschaft zum Thema werden. Zwar richtet sich Wissenschaft von Hause aus nach den größtmöglichen Verallgemeinerungen, um ihren Erklärungen universelle Bedeutung zu geben. Aber der ihr eingeschriebene Hang zur Deutungshoheit ist zu hinterfragen; erst recht dann, wenn nach den Sternen gegriffen und darüber versäumt wird, dass es auch Leben im Universum gibt und sich von daher die Frage nach Raum und Zeit neu stellt.
Erschienen 2020 bei
Königshausen & Neumann
www.koenigshausen-neumann.de
160 Seiten, Broschur,
Format 14,0 x 22,5cm,
ISBN: 978-3-8260-6811-9
Eine Philosophie der Natur wird unsere zerebrale Entwicklung nicht in einen Gegensatz zur Natur
bringen. Aber wie anfangen, wenn nicht mit zentralen Leistungen unseres Gehirns - zum Beispiel
mit der überlieferten Logik?
Wir greifen hinter die Logik zurück auf das, was ihr historisch zugrunde liegt: zwei
Perspektiven — die des Selben und vom Anderen her, wie es bei Platon heißt. Aber statt sie zum
Ausgleich zu bringen, wie in der aristotelischen Logik, wird hier beider Unvereinbarkeit zum
Thema bis hin zu Heisenbergs Unbestimmtheitsrelation.
Innen- und Außenperspektive lassen sich nicht aufeinander abbilden. Welten trennen sie. Sie sind
durch einen Sprung miteinander verbunden — durch einen Sprung, der auch durch uns hindurch geht,
die wir uns zurecht als Spiegel des Universums verstehen.
Erschienen 2019 bei
Königshausen & Neumann
www.koenigshausen-neumann.de
153 Seiten, Broschur,
Format 15,5 x 23,5 cm,
ISBN 978-3-8260-6554-5
Das Sein ist für die Philosophie zurückzugewinnen. Das Sein des Parmenides, dem Arstoteles mit seiner Logik das Nachsehen bereitet hat. Dazu greifen wir hinter die Logik zurück auf das, was ihr vorausgeht: die systematische Verschränkung zweier Perspektiven, der des Selben und des Anderen, der Innen- und der Außensicht. Beide Perspektiven seien naturgegeben. Nichts ist natürlicher, als dass es neben der Außensicht des distanzierten Beobachters eine Innensicht gibt. Die Innensicht entspringt der physiologischen Passung, die für jedes Lebendige die Welt wie für es geschaffen erscheinen lässt. Es ist da hineingeboren. Leben ist das Überziehen der je eigenen Perspektive. Als solches ist es auch die Verdoppelung des sich als Physik selbst genügenden Universums in eine Innen- und Außensicht. Die Verdoppelung ist eine umgekehrte Spiegelung. In beiden Wahrnehmungsrichtungen bilden sich komplexere Nervenzentren heraus: das Gehirn als Welt gebende und als Welt erschließende Instanz, als Totalisator und als analytischer Verstand.
Erschienen 2018 bei
Königshausen & Neumann
www.koenigshausen-neumann.de
160 Seiten, 14 x 22,5 cm,
Paperback farbig
ISBN 978-3-8260-6315-2
Die mythische Erzählung, die hier weiter ausgesponnen wird, ist die von Raum und Zeit. Irgendwann einmal muss beides entstanden sein. Wie jeden Anfang stellen wir ihn uns gern so vor, als wenn wir von außen darauf blicken könnten – wie auf ein Schauspiel aus ferner Vergangenheit, das wir an unseren Augen vorbeiziehen lassen. Dabei ist es der Beginn des Universums, das Beginnen von Allem in Einem, das deshalb Universum heißt, weil es gegenüber dem Einen keinen Standpunkt geben kann. Noch nicht, vorläufig nicht, denn eine Außenperspektive zu gewinnen ist mit Beginn des Universums gar nicht möglich. Es soll doch erst entstehen und nicht schon entstanden sein!
Physik wird aus dem Geist der griechischen Philosophie entwickelt, mit Aristoteles in einer Schlüsselrolle. Was er „Möglichkeit“ nennt, gibt dem Raum in einer Weise statt, die der Zeit bloß noch einräumt, vorläufig zu sein. Die Zeit ist aber ihre eigene Unendlichkeit und als solche für die Physik zurückzugewinnen und dafür, was es heißt, am Leben zu sein.
Erschienen 2017 bei
Königshausen & Neumann
www.koenigshausen-neumann.de
94 Seiten, 14 x 22,5 cm,
Paperback farbig
ISBN 978-3-8260-6138-7
Unser Denken ist nicht für das Wahrhaben ausgelegt, sondern für eine nach Regeln erfolgende Wahrheitsfindung, die das Wahrhaben gerade ausschließt. Wahrhaben widersteht. Machen wir dieses Wahrhaben wieder stark. Gehen wir mit dem Leben – statt dagegen an. Das hat Konsequenzen für alles, was sich Wissen, Moral oder Kunst nennt.
Erschienen 2016 bei
Königshausen & Neumann
www.koenigshausen-neumann.de
114 Seiten, 14 x 22,5 cm,
Paperback farbig
ISBN 978-3-8260-5920-9
Es ist der Versuch, die Logik aus ihren Anfängen bei Platon und Aristoteles neu zu lesen und vor dem Hintergrund der modernen Physik so zu reformulieren, dass das Besondere und Einzige darin besser zur Geltung gelangt, auch aus Richtung des Zufalls und der Unbestimmtheit. Als Leitfaden dient der neuzeitliche Begriff der Perspektive. Er wird zum Schlüssel für eine Intensität, die Welten auf den Weg bringt – jeweils wieder Welten statt der einen Welt, wie sie von Seiten der Logik immer schon vorausgesetzt wird.
Erschienen 2016 bei
Königshausen & Neumann
www.koenigshausen-neumann.de
96 Seiten, 14 x 22,5cm,
Paperback farbig
ISBN 978-3-8260-5668-0
Jedes Wort rührt an die Unendlichkeit – rührt sie neu auf. Es ist die Sprache, dieses universelle Spielzeug des Menschen, die mit ihren Unterscheidungen Grenzen heraufbeschwört und überspringt. Grenzen, die uns aus entgegengesetzten Richtungen auf die Unendlichkeit verpflichten. Der Rahmen ist vorgegeben und wie er zu sprengen sei.
Erschienen 2015 bei
Königshausen & Neumann
www.koenigshausen-neumann.de
152 Seiten, 13,5 x 21,5 cm,
Paperback farbig
ISBN 978-3-7357-2742-8
In mehr als einer Hinsicht muss sich jeder so vorkommen, als wäre er der Nabel der Welt. Ob berechtigt oder nicht, ist hier nicht die Frage, sondern dass es solche Weltmittelpunktstellung, wie vorübergehend auch immer, gibt. Jede Perspektive kann sich so über den Horizont ausdehnen und eine eigene Welt hervorbringen, dass es den Untergang der Perspektive bedeutet. Das ist die Initialzündung für die hier vorgelegten philosophisch-anthropologischen Studien.
Erschienen 2014 bei
BoD – Books on Demand, Norderstedt
www.bod.de